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Illustration von R. Misliwietz

Märchenquiz

Liebe Märchenfreunde,

heute habe ich ein wunderbares Märchenquiz für euch. Folgende Zeilen gilt es einem der klassischen Märchen zuzuordnen. 

„Wer bist du?“

„Ich bin ein armes Kind, das keinen Vater und keine Mutter mehr hat.“

„Wozu bist du in meinem Schloss?“

„Ich bin zu nichts gut, als dass mir die Stiefel um den Kopf geschmissen werden.“

Wer von euch weiß, aus welchem klassischen Märchen der Gebrüder Grimme diese Zeilen stammen? Es ist ein wundervolles Märchen mit rauschenden Kleidern und einem bezaubernden Ende. 

Richtig geraten. Es ist „Allerleirauh“. Und wer von euch das Märchen gerne einmal wieder lesen möchte – oder es sogar noch gar nicht kennt, für den habe ich es hier noch einmal aufgeschrieben!

Allerleirauh

ein Märchen der Gebrüder Grimm

Ein König hatte eine Frau mit goldenen Haaren. Sie war so schön, dass sich ihresgleichen nicht auf Erden fanden. Aber eines Tages wurde sie krank und als sie fühlte, dass sie sterben musste, rief sie den König und sprach: „Wenn du dich nach meinem Tode wieder vermählen willst, so nimm keine Frau zur Gemahlin, die nicht ebenso schön ist wie ich, die nicht solch goldene Haare hat wie ich.“ Nachdem es ihr der König versprochen hatte, schloss sie die Augen und starb.

 Lange Zeit war der König nicht zu trösten und dachte nicht daran, sich eine zweite Frau zu nehmen. Endlich aber sprachen seine Räte: „Es geht nicht anders. Der König muss sich wieder vermählen, damit wir eine Königin haben.“ Also wurden Boten weit und breit umhergeschickt, eine Braut zu suchen, die an Schönheit der verstorbenen Königin gleichkam. Es war aber keine in der ganzen Welt zu finden – und wenn man sie auch gefunden hätte, so gab es doch keine, die solch goldene Haare gehabt hätte. Daher kamen die Boten unverrichteter Dinge wieder heim.

Nun hatte der König eine Tochter, die gerade so schön war wie ihre verstorbene Mutter und auch solch goldene Haare hatte. Als sie herangewachsen war, sah sie der König einmal an und erkannte, dass sie in allem seiner verstorbenen Gemahlin ähnlich war und fühlte plötzlich eine heftige Liebe zu ihr. Da sprach er zu seinen Räten: „Ich will meine Tochter heiraten, denn sie ist das Ebenbild meiner verstorbenen Frau – sonst kann ich doch keine finden, die ihr gleicht.“

Als die Räte das hörten, erschraken sie und sprachen: „Gott hat es verboten, dass der Vater seine Tochter heiratet. Aus solcher Sünde kann nichts Gutes geschehen und das Reich wird dadurch ins Verderben gezogen.“ Noch mehr erschrak die Tochter des Königs, als sie den Entschluss ihres Vaters vernahm. Sie hoffte, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. „Vater“, sagte sie zu ihm, „ehe ich deinen Wunsch erfülle, muss ich erst drei Kleider haben: eines so golden wie die Sonne, eines so silbern wie der Mond und eines so glänzend wie die Sterne. Dazu verlange ich noch einen Mantel aus tausenderlei Pelz und Rauhwerk, und ein jedes Tier in deinem Reich muss ein Stück von seiner Haut dazugeben.“ Im Inneren ihres Herzens glaubte sie, dass das dem König unmöglich sei und sie ihn damit von seinen bösen Gedanken abbringen könne. 

Der König wurde aber nicht anderen Sinnes. Die geschicktesten Jungfrauen in seinem Reiche mussten die drei Kleider weben, eines so golden wie die Sonne, eines so silbern wie der Mond und eines so glänzend wie die Sterne. Seine Jäger mussten alle Tiere im ganzen Reich einfangen und ihnen ein Stück von ihrer Haut abziehen. Daraus wurde ein Mantel von tausenderlei Rauhwerk gefertigt. Endlich, als alles fertig war, ließ der König den Mantel holen, breitete ihn vor seiner Tochter aus und sprach: „Morgen soll die Hochzeit sein.“

Als die Königstochter erkannte, dass keine Hoffnung mehr war, ihres Vaters Herz zu wenden, fasste sie den Entschluss, zu fliehen. In der Nacht, während alles schlief, stand sie auf und nahm von ihren Kostbarkeiten dreierlei mit: einen goldenen Ring, ein goldenes Spinnrädchen und eine goldene Haspel. Die drei Kleider von Sonne, Mond und Sternen tat sie in eine Nussschale, zog den Rauhwerkmantel an und machte sich Gesicht und Hände schwarz mit Ruß. Dann befahl sie sich Gott anheim und ging fort. Sie lief die ganze Nacht, bis sie in einen großen Wald gelangte. Und weil sie müde war, setzte sie sich in einen hohlen Baum und schlief endlich ein.

Die Sonne ging auf und sie schlief fort und schlief noch immer, als es schon hoher Tag war. Da trug es sich zu, dass gerade um diese Zeit der König des Landes, in das sie bei ihrer Flucht gekommen war, in diesem Wald jagte. Als seine Hunde zu dem Baum kamen, schnupperten sie, liefen ringsherum und bellten. „Seht doch“, sprach der König zu seinen Jägern, „was sich dort für ein Wild versteckt hat.“ Die Jäger gehorchten dem Befehl und als sie zurückkehrten , sprachen sie: „Herr König, in dem hohlen Baum liegt ein wunderliches Tier, wie wir noch nie eines gesehen haben. Es hat eine Haut wie von tausenderlei Pelz, doch liegt es und schläft.“ „Seht zu, ob ihr’s lebendig fangen könnt“, befahl der König, „dann bindet es auf einem Wagen fest und bringt es mit.“

Als die Jäger das Mädchen anfassten, erwachte es voll Schrecken und rief ihnen zu: „Erbarmt euch meiner und nehmt mich mit. Ich bin ein armes Kind, von Vater und Mutter verlassen.“ Da sprachen sie: „Allerleirauh, du bist gut für die Küche. Komm nur mit, dann kannst du die Asche zusammenkehren.“ Darauf setzten sie es auf einen Wagen und fuhren mit ihm ins königliche Schloss. Dort wiesen sie ihm ein Ställchen zu, das unter der Treppe lag und wo kein Tageslicht hinkam, und sagten: „Rauhtierchen, hier kannst du wohnen und schlafen.“ Danach schickten sie es in die Küche und dort trug es Holz und Wasser, schürte das Feuer, rupfte das Federvieh, kehrte die Asche und verrichtete alle schlechte Arbeit.

Lange Zeit lebte Allerleirauh recht und schlecht und ärmlich dahin. Einmal aber geschah es, dass der König ein Fest im Schloss feierte. Da sprach es zum Koch: „Darf ich ein wenig hinaufgehen und zusehen? Ich will mich außen vor die Türe stellen.“ „Ja, geh nur hin“, antwortete der Koch, „aber in einer halben Stunde musst du wieder hier sein und die Asche zusammenkehren.“

Sie nahm ihr Öllämpchen, ging in ihr Ställchen und zog den Pelzrock aus. Sie wusch sich den Ruß vom Gesicht und von den Händen , sodass ihre ganze Schönheit wieder an den Tag kam. Dann öffnete sie die Nuss und holte das Kleid hervor, das golden war wie die Sonne. Danach ging sie hinauf zum Fest und alle traten ihr aus dem Weg, denn niemand kannte sie. Wer sie sah, war der Meinung, sie müsse eine Königstochter sein. Sogleich kam ihr der König entgegen, reichte ihr die Hand und tanzte mit ihr. Er dachte in seinem Herzen: „So schön haben meine Augen noch keine Frau gesehen.“ Als der Tanz zu Ende war, verneigte sich Allerleirauh, doch als sich der König umsah, war sie verschwunden und niemand wusste, wohin. Die Wächter, die vor dem Schlosse standen, wurden gerufen, aber keiner von ihnen hatte sie hinausgehen sehen. 

Sie war in ihr Ställchen gelaufen, hatte geschwind ihr Kleid ausgezogen, Gesicht und Hände schwarz gemacht und den Pelzmantel umgelegt – und war wieder Allerleirauh, wie der Koch und die Diener sie kannten. Als sie in die Küche kam und die Asche zusammenkehren wollte, sprach der Koch: „Lass das gut sein bis morgen und koch mir lieber die Suppe für den König. Ich will auch ein bisschen oben zugucken. Doch lass mir kein Haar in die Suppe fallen, sonst kriegst du in Zukunft nichts mehr zu essen.“ Darauf ging er fort und Allerleirauh kochte die Suppe für den König. Als die Suppe fertig war, holte Allerleirauh den goldenen Ring, den sie von zuhause mitgenommen hatte, und legte ihn in die Schüssel, in der sie die Suppe anrichtete.

Der König ließ sich die Suppe bringen und sie schmeckte ihm so gut, dass er meinte, niemals eine bessere Suppe gegessen zu haben. Plötzlich sah er auf dem Grund der Schüssel den goldenen Ring und konnte nicht begreifen, wie der dorthin geraten war.  Er befahl den Koch zu sich. Als der Koch den Befehl hörte, erschrak er sehr und sprach zu Allerleirauh: „Gewiss hast du ein Haar in die Suppe fallen lassen. Wenn dem so ist, so erhältst du Schläge.“ Dann eilte er hinauf zum König. „Wer hat die Suppe gekocht?“, fragte dieser. „Ich“, antwortete der Koch. Der König aber sprach: „Das ist nicht wahr, Bursche, denn die Suppe war auf eine andere Art und viel besser gekocht als sonst.“ „Ich muss es gestehen“, erwiderte der Koch, „dass ich sie nicht gekocht habe, sondern das Rauhtierchen.“ Darauf entgegenete der König: „Geh und lass das Tierchen kommen.“

Als Allerleirauh kam, fragte der König: „Wer bist du?“ „Ich bin nur ein armes Kind, das keinen Vater und keine Mutter mehr hat.“ „Wozu bist du in meinem Schloss?“ „Ich bin zu nichts gut, als dass mir die Stiefel um den Kopf geworfen werden.“ „Und wo hast du den Ring her, der in der Suppe war?“, forschte der König weiter. „Von dem Ringe weiß ich nichts.“ Der König konnte also nichts erfahren und musste das Mädchen wieder fortschicken.

Nach einiger Zeit gab es wieder ein Fest und wieder bat Allerleirauh den Koch um Erlaubnis, zusehen zu dürfen. „Geh hinauf, aber komm in einer halben Stunde wieder und koch dem König die Suppe, die er so gern isst“, sagte der Koch. Da lief das Mädchen in sein Ställchen, wusch sich eilig und nahm aus der Nussschale das Kleid hervor, das so silbern war wie der Mond. Sie zog es an, ging hinauf in den Saal und glich einer Königstochter. Der König trat ihr entgegen und freute sich, dass er sie wiedersah. Weil gerade der Tanz begann, so tanzten sie zusammen. Als aber der Tanz zu Ende war, verschwand sie wieder so schnell, dass der König nicht erraten konnte, wohin sie gegangen war.

Sie war in ihr Ställchen geeilt, hatte sich wieder in das garstige Rauhtierchen verwandelt und ging darauf in die Küche, um des Königs Suppe zu kochen. Der Koch war inzwischen in den Saal gegangen, um dem Feste zuzuschauen. Allerleirauh holte das goldene Spinnrädchen und tat es in die Schüssel, in der sie die Suppe anrichtete. Danach wurde dem König die Suppe gebracht. Er aß sie und sie schmeckte ihm so gut wie das letzte Mal. Wieder ließ er den Koch kommen und der musste auch dieses Mal gestehen, dass Allerleirauh die Suppe gekocht hatte. Zum zweiten Mal befahl er sie vor sich, aber wieder antwortete sie: „Ich bin zu nichts anderem gut, als dass mir die Stiefel um den Kopf geworfen werden“, und fügte hinzu, dass sie von dem goldenen Spinnrädchen, das der König auf dem Grunde der Schüssel gefunden hatte, nichts wisse. 

Als der König zum dritten Mal ein Fest feiern ließ, ging es nicht anders zu als die letzten beiden Male zuvor. Allerleirauh bat den Koch, er möge sie doch wieder in den Saal hinaufgehen lassen. „Du bist eine Hexe, Rauhtierchen“, sagte der Koch, „und tust immer etwas in die Suppe, dass sie so gut wird und dem König besser schmeckt als die meine, doch weil du es bist, so will ich dich gehen lassen.“ Allerleirauh zog danach das Kleid an, das so glänzend war wie die Sterne und betrat damit den Ballsaal. Wieder tanzte der König mit der schönen Jungfrau und dachte, dass sie noch niemals so schön gewesen war. Während er aber mit ihr tanzte, steckte er ihr, ohne dass sie es bemerkte, einen goldenen Ring an den Finger. Außerdem hatte er befohlen, dass der Tanz recht lange währen solle. Doch einmal ging auch dieser Tanz zu Ende. Er wollte sie an den Händen halten, aber sie riss sich los und sprang so geschwind unter die Leute, dass er sie aus den Augen verlor.

So schnell sie konnte lief sie in das Ställchen unter der Treppe. Weil sie aber zu lange im Saal geblieben war, konnte sie ihr schönes Kleid nicht mehr ausziehen. Sie hüllte sich in den Mantel von Pelz und in der Eile machte sie sich auch nicht ganz so rußig wie sonst – und gerade der Finger, an den ihr der König den goldenen Ring gesteckt hatte, blieb weiß. Allerleirauh lief nun in die Küche, kochte dem König eine Suppe und legte, als der Koch nach oben gegangen war, die kleine goldene Haspel in die Schüssel hinein. Als der König die Haspel fand, ließ er das Mädchen zu sich rufen. Da erblickte er den weißen Finger und bemerkte an ihm den Ring, den er dem Mädchen beim Tanze angesteckt hatte. Er nahm ihre Hand und hielt sie fest, und als sich Allerleirauh losmachen und fortspringen wollte, öffnete sich der Pelzmantel ein wenig und das Sternenkleid schimmerte hervor. Da fasste der König den Mantel und zog ihn ihr von den Schultern. Mit einem Mal kamen ihre goldenen Haare hervor und sie stand da in ihrer ganzen Schönheit und konnte sich nicht länger verbergen. Und als sie Ruß und Asche aus dem Gesicht gewischt hatte, war sie schöner als alle Frauen auf der Erde. Darauf sprach der König: „Du sollst meine liebe Braut sein und niemand mehr soll uns voneinander scheiden.“ Bald danach feierte der König Hochzeit mit Allerleirauh und sie lebten von da an vergnügt und glücklich bis an ihren Tod.

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