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Märchenzeit

„Es ist dunkel“, dachte das fromme Kind, „da sieht dich niemand, und du kannst wohl dein Hemd weggeben.“

Erinnert ihr euch an diese Textstelle? Aus welchem Märchen stammt sie? 

Richtig! Es ist „Sterntaler“! Und damit ihr das Märchen einmal wieder lesen könnt, habe ich es nachfolgend für euch abgetippt (Quelle: „Die schönsten Märchen der Gebrüder Grimm“, erschienen im Fackelverlag):

Sterntaler

Einem kleinen Mädchen waren Vater und Mutter gestorben. Es war so arm, dass es kein Kämmerchen mehr hatte, um darin zu wohnen, und auch kein Bett, um darin zu schlafen. Es besaß nichts als nur die bedürftigen Kleider auf dem Leib und ein Stückchen Brot in der Hand, das ihm eine mitleidige Seele geschenkt hatte. Aber weil es gut und fromm war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus in die weite Welt.

Da begegnete ihm unterwegs ein armer Mann. „Ach, gib mir etwas zu essen“, klagte er, „ich bin so hungrig.“ Es reichte ihm das Brot, das es bei sich trug, und sagte: „Gott segne dir’s.“ Darauf ging es weiter.

Nach einiger Zeit kam ein Kind. Es jammerte und sprach: „Schenke mir etwas, denn es friert mich an meinem Kopfe, und ich habe nichts, um mich zu bedecken.“ Da nahm das arme Kind seine Mütze ab und verschenkte sie.

Als es noch eine Weile gegangen war, begegnete ihm wieder ein Kind, und das hatte nicht einmal ein Leibchen an. Darauf gab es ihm das seine. Als es wenig später ein anderes um ein Röcklein bat, verschenkte es auch seinen Rock.

Endlich gelangte es in einen Wald, und es war schon dunkel geworden, da begegnete ihm ein ganz armes Mädchen und bat um ein Hemdlein. „Es ist dunkle Nacht“, dachte das fromme Kind, „da sieht dich niemand, und du kannst wohl dein Hemd weggeben.“ Es zog das Hemd aus und verschenkte es. Nun hatte es gar nichts mehr, was ihm gehörte.

Aber als es so dastand, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel, und es waren lauter blanke, glänzende Taler. Und als das Mädchen an sich hinuntersah, war es nicht mehr nackt, sondern trug ein Hemd aus allerfeinstem Linnen. Da bückte es sich nieder und sammelte die glänzenden Taler und war reich für sein Lebtag.

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